Holpriges 2:1 gegen Griechenland wirft Fragen zur Aufstellung auf

Julian Nagelsmann hat seinen Spielern nach dem wichtigen, aber knappen 2:1 Sieg gegen Griechenland ein freies Wochenende gegönnt. Während die Nationalspieler eine Pause genießen, ist Nagelsmann selbst weiterhin intensiv beschäftigt. Obwohl er die leidige Torwartdiskussion um Manuel Neuer entschärfen konnte, steht der Bundestrainer trotzdem vor weiteren Herausforderungen vor dem EM-Auftakt.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft posiert vor dem internationalen Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Griechenland in Mönchengladbach, Westdeutschland, am 7. Juni 2024. (Foto: UWE KRAFT / AFP)
Die deutsche Fußballnationalmannschaft posiert vor dem internationalen Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Griechenland in Mönchengladbach, Westdeutschland, am 7. Juni 2024. (Foto: UWE KRAFT / AFP)

„Nicht in Stein gemeißelt“: Träge EM-Generalprobe wirft Fragen auf

Das wackelige 2:1 (0:1) gegen die Griechen brachte Trainer Nagelsmann ins Grübeln über die Startelf für die Europameisterschaft. Er betonte im Borussia-Park, dass diese Aufstellung „nicht in Stein gemeißelt“ sei. Für das Spiel gegen Schottland am Freitag stünden 13 Feldspieler zur Auswahl.

Nagelsmann schien nach den beeindruckenden Auftritten im März seine erste Elf gefunden zu haben. Das Spiel gegen Griechenland, die sich nicht für die EM qualifizieren konnten, offenbart jedoch ungelöste Probleme: Ist Kapitän Ilkay Gündogan, der nicht ganz fit wirkt, wirklich unantastbar? Warum tauchten alte Probleme in der Defensive wieder auf? Und wäre Marc-Andre ter Stegen die bessere Wahl als Torwart?

| BORUSSIA-PARK | 7.6.2024-20:45
Deutschland
N N S S U
2 : 1
Endergebnis
Griechenland
N S U S U
K. Havertz
56'
Pascal Groß
89'
Giorgos Masouras
34'
Tore
56'

Die Torwartfrage – Wer ist die bessere Nummer 1?

Julian Nagelsmann ließ keine Diskussion um Manuel Neuer aufkommen und betonte, dass Neuer sein Vertrauen habe. Neuer machte jedoch einen schweren Fehler beim Tor von Giorgos Masouras. Nach einem harmlosen Schuss von Christos Tzolis gab Neuer zu, dass er den Ball besser hätte abwehren müssen.

Die enttäuschte Reaktion der Zuschauer lag nicht nur an diesem Fehler. Die Mannschaft zeigte insgesamt wenig Frische, Tempo und Ideen. Spieler wie Robert Andrich wirkten orientierungslos, und auch die Talente Florian Wirtz und Jamal Musiala hatten einen schlechten Tag.

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Julian Nagelsmann (Bundestrainer, bei RTL): „Wir hatten in der ersten Halbzeit erstmals seit langem wieder viele Ballverluste, die haben oft zu Kontern geführt. Wir haben auch im Spiel mit Ball viel zu viel durchs Zentrum und zu langsam gespielt, das haben wir auch in der Pause angesprochen. In der zweiten Hälfte war viel mehr Schärfe drin. Der Sieg ist schon wichtig für die Gesamtstimmung, das hat man auch im Stadion gemerkt. Und am Ende war er auch verdient. Ich lasse keine Diskussion um Manuel Neuer aufkommen, auch wenn es jeder probiert. Wenn ein Fehler passiert, ist es leicht zu sagen, dass es der Manu war. Am Ende war es eine Fehlerkette. Er hat drei gute Paraden gehabt, alles ist in Ordnung.“

Ilkay Gündogan (Kapitän, bei RTL): „Es war buchstäblich ein Test. Die erste Halbzeit war träge, das wurde eiskalt bestraft, das haben die Griechen gut gemacht. Trotzdem ist das nicht unser Maßstab. Zum Glück haben wir noch das 2:1 gemacht und das Spiel gewonnen. Julian Nagelsmann hat in der Halbzeit eine Ansage gemacht und ermahnt, dass das so nächste Woche auch eintreten kann. Deswegen darf man sich so eine erste Halbzeit nicht erlauben. Wichtig war, dass wir die Zuschauer mit dem Tor glücklich nach Hause schicken konnten. Wir brauchen die Zuschauer, das wird uns pushen. Wir können aus den beiden Spielen viele Lehren für das Turnier ziehen. Ich sehe das nicht so negativ, das ist ein Lernprozess, die Sinne sind geschärft.“

Manuel Neuer (Nationalspieler, bei RTL): „Wir hätten viele Situationen besser ausspielen können, das müssen wir besser machen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns gute Chancen herausgespielt, wir waren am Drücker. Da hat man gemerkt, dass wir das Spiel gewinnen wollen.“

Neuer zu seinem Fehler: „Da gehören immer mehrere dazu, aber ich schaue jetzt auf mich: Ich hätte ihn besser wegbringen müssen.“

Toni Kroos (Nationalspieler, bei RTL): „Man weiß, dass im Fußball auch schlechte Halbzeiten dazu gehören. Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden – aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden. In der ersten Halbzeit haben wir viele Bälle hergeschenkt, da sind wir in zwei, drei Konter gelaufen. Dann waren wir etwas konzentrierter, und dann sieht es auch etwas besser aus.“

Der deutsche Mittelfeldspieler (Nr. 19) Leroy Sane und der griechische Verteidiger (Nr. 22) Dimitrios Giannoulis kämpfen um den Ball während des internationalen Freundschaftsspiels zwischen Deutschland und Griechenland am 7. Juni 2024 in Mönchengladbach, Westdeutschland. (Foto: UWE KRAFT / AFP)
Der deutsche Mittelfeldspieler (Nr. 19) Leroy Sane und der griechische Verteidiger (Nr. 22) Dimitrios Giannoulis kämpfen um den Ball während des internationalen Freundschaftsspiels zwischen Deutschland und Griechenland am 7. Juni 2024 in Mönchengladbach, Westdeutschland. (Foto: UWE KRAFT / AFP)

Schwacher Auftritt des DFB Teams

Gündogan bezeichnete den Spielauftritt des DFB-Teams als „träge“. Eine erste Halbzeit „ohne Intensität“ sei nicht akzeptabel, besonders nicht gegen Schottland. Trainer Nagelsmann hat noch vier Trainingstage, um seine Mannschaft wieder in Form zu bringen, wenn sie am Montagmorgen im EM-Quartier in Herzogenaurach zusammenkommen.

Nach dem Spiel betonte der Trainer die positiven Aspekte. Nagelsmann sagte, dass der Sieg wichtig war, um die Fans mitzunehmen, und erwähnte die Bedeutung eines späten Tores. Der späte Treffer von Pascal Groß in der 89. Minute und der Ausgleich von Kai Havertz in der 56. Minute zeigten den Willen der Mannschaft. Wie schon gegen die Ukraine kamen Impulse von der Bank, wobei Spieler wie Leroy Sane und David Raum nach ihren Einwechslungen überzeugten. Nagelsmann lobte die Akzeptanz der Rollen innerhalb des Teams und sagte, dass dies das Spiel bereichern könne.

1
Manuel Neuer
18
Maximilian Mittelstädt
4
J. Tah
2
Antonio Rüdiger
6
J. Kimmich
8
T. Kroos
23
Robert Andrich
17
F.Wirtz
21
İlkay Gündoğan
10
Jamal Musiala
7
K. Havertz
1
Odysseas Vlachodimos
22
Dimitrios Giannoulis
17
Pantelis Hatzidiakos
4
K. Mavropanos
15
Lazaros Rota
20
Petros Mantalos
23
Manolis Siopis
10
C. Tzolis
11
Anastasios Bakasetas
7
Giorgos Masouras
8
Fotis Ioannidis
field field

Trotz des Sieges besteht kein Grund zur Euphorie. Der Bundestrainer glaubt, dass die Mannschaft Großes erreichen kann, verweist jedoch auf die hohe Leistungsdichte des Turniers. Die Vorrundengruppe mit Schottland, Ungarn und der Schweiz stellt eine Herausforderung dar. Nagelsmann zeigte sich entschlossen, in jedem Training und Spiel die Abläufe zu verbessern und sagte, dass er sofort dreimalige 2:1-Siege unterschreiben würde.

Gündogan sprach von einem „Lernprozess“ und ist überzeugt, dass die Sinne des Teams nun „geschärft“ seien. Der Kapitän verbringt die zwei freien Tage bei seiner Familie in Barcelona, während Toni Kroos nach Madrid reist. Vor seiner Abreise teilte Kroos seine Ansichten mit RTL und sagte, dass das Team weder so gut sei, wie es zuletzt dargestellt wurde, noch so schlecht, wie zuvor behauptet. Auch dies gibt Nagelsmann Stoff zum Nachdenken.