Zukunft der Nationalelf: Steckt die Nachwuchsförderung wirklich in einer Krise?

Als eines der weltweit größten Fußballänder gilt Deutschland schon seit Jahrzehnten als eine wahre Brutstätte für junge Talente, siehe Musiala, Wirtz und Havertz. Auf diesen Spielern liegt nun diue große Hoffnung. Doch trotz der WM- und EM-Titel der U17-Nationalmannschaft im vergangenen Jahr sind sich viele darüber einig, dass die Qualität der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball in letzter Zeit stark abgenommen hat.

Deutschlands Mittelfeldspieler #17 Florian Wirtz (C) feiert mit seinen Teamkollegen nach dem ersten Tor seiner Mannschaft während des UEFA Euro 2024 Viertelfinalspiels zwischen Spanien und Deutschland in der Stuttgarter Arena am 5. Juli 2024. (Foto: MIGUEL MEDINA / AFP)
Deutschlands Mittelfeldspieler #17 Florian Wirtz (C) feiert mit seinen Teamkollegen nach dem ersten Tor seiner Mannschaft während des UEFA Euro 2024 Viertelfinalspiels zwischen Spanien und Deutschland in der Stuttgarter Arena am 5. Juli 2024. (Foto: MIGUEL MEDINA / AFP)

Wenig Einsatzzeit für deutsche Youngster

Laut einer aktuellen Studie des DFB – bei zwölf untersuchten Ländern Europas – bringt Deutschland mit 0,95 auf eine Million Einwohner die wenigsten Profispieler hervor. Diese Statistik wirkt umso beunruhigender, wenn man bedenkt, dass Spitzenreiter Portugal mit 5,93 Profis diesbezüglich gleich mehrmals besser als Deutschland abschneidet. Doch angesichts der Einsatzzeit der U-21 Spieler in der Vorsaison darf solch eine Situation nicht überraschen. Tatsächlich ist Deutschland – mit 35.500 Minuten in 23/24 – in dieser Hinsicht doppelt so schlecht als Spitzenreiter Frankreich, und schafft es nicht mal unter die Top 5 in Europa.

Einer der Hauptgründe dafür liegt definitiv in einem zunehmenden Erfolgsdruck. Allerdings ist das nachvollziehbar, da die Erfahrung bewährter Kräfte oft den Unterschied im Fußball ausmacht – insbesondere in den Top-Ligen und Wettbewerben. Das beste Beispiel dafür finden wir in der diesjährigen Ausgabe der Champions League. Angesichts der aktuellen Quoten ist es nämlich klar, dass man die besten Möglichkeiten von der Champions League Saison 24/25 zu profitieren, im Falle von erfahrenen Mannschaften hat. Die größten Favoriten in diesem Rennen, wie Real Madrid (Durchschnittsalter 27,1 Jahre), Manchester City (27,7 Jahre) oder Arsenal (26,4 Jahre) setzen allesamt auf ältere Spieler im Kader, die über reichlich Erfahrung auf diesem Niveau verfügen. Tatsächlich war Ajax Amsterdam in der Saison 94/95 das einzige Team mit einem Durchschnittsalter von unter 25 Jahren (24,81), das den Titel CL-Titel gewinnen konnte.

Bundestrainer Julian Nagelsmann im Gespräch mit RTL und Florian König in der UEFA Nations League am 10.September 2024. (Photo by Nicolas TUCAT / AFP)
Bundestrainer Julian Nagelsmann im Gespräch mit RTL und Florian König in der UEFA Nations League am 10.September 2024. (Photo by Nicolas TUCAT / AFP)

Änderungen im Scouting sind notwendig

Das nächste große Problem in der deutschen Nachwuchsförderung bezieht sich auf den Schwerpunkt beim Scouting junger Spieler. Im Gegensatz zu früher können es sich viele Bundesligisten mittlerweile leisten, international zu scouten und talentierte Fußballer aus der ganzen Welt in die eigenen Reihen zu bringen. Und während so etwas fantastisch für die Vereine ist, könnte es für die Nationalelf kaum schlechter sein: Denn die Weiterentwicklung ausländischer Talente geht natürlich auf Kosten der deutschen Jugend.

Tatsächlich ist die Einsatzzeit in diesem Fall noch lange nicht nur Sache des Talents oder der Qualität der Youngster. Als Folge des großen Konkurrenzkampfs mit anderen Bundesligisten sind die Vereine oft dazu gezwungen, internationalen Talenten bestimmte Spielzeiten zu garantieren, da sie sie ansonsten nicht verpflichten können. Aufgrund dessen kommt es immer häufiger vor, dass junge deutsche Talente nur aus Vertragsgründen ihre Plätze im Team ausländischen Spielern überlassen müssen – wobei das fußballerische Können in den Hintergrund geschoben wird.

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Fokus auf Entwicklung statt auf Ergebnissen

Der Erfolgsdruck ist auch in den Jugendabteilungen der deutschen Fußballclubs inzwischen unnötig groß geworden – zumindest laut Jugendtrainern und Ex-Spielern. Laut dem ehemaligen Mitglied der weltbekannten Akademie von Ajax Amsterdam und dem jetzigen Celtic Glasgow-Profi, Nicolas Kühn, ist das weit entfernt vom Ansatz, der in diesem Jugendzentrum verfolgt wird. Hier steht der Fokus nämlich nicht auf der Mannschaft, sondern auf der Entwicklung einzelner Spieler.

Jungen Talenten wird primär der Spaß am Fußball beigebracht, während die taktischen Finessen und die Ergebnisse eher im Hintergrund stehen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich die individuellen Fähigkeiten der Spieler weiterentwickeln, sodass es nicht nur Ausnahmetalente auf das Profi-Niveau schaffen.

Fazit: Große Herausforderungen in der Zukunft

Zusammenfassend lässt sich definitiv sagen, dass die Nachwuchsförderung in Deutschland aktuell in einer kritischen Phase steckt. Doch trotzdem gibt es zahlreiche Möglichkeiten, diesen Aspekt aus der Sackgasse zu bringen und erneut Talente wie am Fließband zu produzieren. Allerdings darf man keine Zeit verschwenden, da es leicht passieren kann, dass Deutschland in dieser Hinsicht den Anschluss an die Konkurrenz verliert.